Bei Diagnose Lipödem können Sie selber viel beitragen, damit Ihr Alltag erleichtert wird.
Halten Sie die Krankheit in Schach, so bekommt die Krankheit sie nicht in den Griff.
Seien Sie konsequent wo nötig, geben Sie Spielraum, wo möglich. Testen Sie, was für Sie zutrifft.
Ihre Achtsamkeit wird belohnt mit einer besseren Lebensqualität.
Bei Lipödemen weisen neue Erkenntnisse auf eine Überarbeitung des Therapiekonzeptes hin.
Im Vordergrund stehen das Selbstmanagement mit einer seriösen Aufklärung über die Krankheit, Gewichtsmanagement, Ernährung, emotionale Unterstützung, Bewegungstherapie,
Kompressionstherapie, Hautpflege und ggf. Liposuktion. Ein ganzheitlicher Therapieansatz ist wichtig, Sie werden körperlich und seelisch davon profitieren. Realistische Erwartungen und
Zielsetzungen sind entscheidend.
Es liegt primär keine Schädigung des Lymphsystems vor. Entwickelt sich ein Lipödem zu Schwellungen mit Wasseransammlungen, spricht man neu von einem lipo-adipositas-indiziertem Lymphödem. Diese Schwellungen sind unterscheidbar von anderen wasserhaltigen Ödemen, indem man Dellen ins Gewebe drückt und diese einige Zeit sichtbar bleiben. Die Behandlung erfolgt mit einer kombinierten physikalischen Entstauungstherapie (KPE), siehe Merkblatt Lymphödem. Soweit muss es jedoch nicht kommen. Handeln Sie rechtszeitig.
Krankheit verstehen
Es ist wesentlich, dass Sie das Lipödem und die Therapie umfassend verstehen. Nur so können Sie etwas ändern.
Das Lipödem ist gekennzeichnet durch die atypische, symmetrische Häufung von Fettgewebe an den Hüften, am Po, an den Beinen und Armen (Hände und Füsse ausgenommen). Die Zahl und Grösse der Fettzellen vermehren sich. Spannungsgefühle, Berührungsempfindlichkeit, Schmerzen und spontan auftretende blaue Flecken sind Merkmale eines Lipödems.
Hormonelle Veränderungen und Gewichtszunahme werden als Ursache vermutet, ebenso eine genetische Disposition.
Eine Gewichtszunahme ergibt mehr Fettanteil im Körper, mehr Adipokine werden gebildet, diese sind verantwortlich für Entzündungen im Gewebe. Adipokine sind Botenstoffe, die aus dem Fettgewebe in
die Blutbahn freigesetzt werden und den Energiestoffwechsel und die Insulinwirkung beeinflussen. Entzündungen ergeben lokal einen Sauerstoffmangel in den Zellen, was Schmerzen verursacht.
Stress erhöht die Entzündungen, erhöht somit den Schmerz.
Halten Sie Ihr Gewicht so stabil wie möglich, streben Sie langfristig und langsam Ihr Soll-Gewicht an. Diäten erhöhen langfristig das Risiko der Gewichtszunahme, speziell an den
betroffenen Partien. Jegliche Gewichtszunahme kann Beschwerden auslösen/verstärken (Auslösung von Entzündungsreaktionen, Minderversorgung mit Sauerstoff).
Es gibt unterstützende Adipositas-Programme und psychologische Hilfe, um die Wurzeln einer eventuellen Essstörung zu beheben. Weiter können Medikamente zum Einsatz kommen (z.B. die Spritze
Saxenda führt wie ein natürliches Hormon zu einem gesteigerten Sättigungsgefühl und zu abgeschwächtem Hunger).
Ein Lipödem schreitet nicht zwangsläufig voran. Ohne Gewichtszunahme
kein Schub!
3 frisch gekochte Mahlzeiten pro Tag ohne Zwischenmahlzeiten und ohne Süssgetränke.
Eine ausgewogene, mediterrane Ernährung ist ideal: Gemüse, viel grünes Obst, Olivenöl, Rapsöl, Fisch, Nüsse, wenig Fleisch. Eine basische Ernährung minimiert die Entzündungen im Körper.
Mit wenig Kohlenhydraten erreichen Sie einen ausgewogenen Blutzuckerspiegel.
Eiweisse sind die Baustoffe der Muskulatur und sollte täglich zugeführt werden.
Trinken: 2 Liter Wasser und ungesüssten Tee pro Tag spült die Nieren durch. Alkohol verhindert Fettabbau und weitet die Gefässe (Schwellung kann zunehmen).
Suchen Sie Unterstützung für die seelische Herausforderungen. Es ist wichtig, dass Sie den Umgang mit Stress und Angst (beides kann die Schmerzen verstärken) lernen und Ihr Selbstwertgefühl u.a.
mit Achtsamkeitstraining stärken. Verlangen Sie nur 70% von sich, damit lebt es sich viel entspannter. Auch erfüllte Sinnlichkeit und Freude an der Weiblichkeit sind wichtige Themen.
Empfehlenswert ist das Buch von Isabel Garcia: ‚Lipödem, ich bin mehr als meine Beine’. Die Autorin schreibt: ‚Lipödem hat etwas mit Festhalten zu tun. Wenn wir es loswerden möchten, dann gilt
es, loszulassen. Daher kann es auch helfen, alle grossen Lebenssteine anzuheben, welche uns auf unserem Weg hindern. Wir können (mit Hilfe) unter die Steine schauen, korrigieren, Gewisses
loslassen, sich und anderen vergeben und anschliessend leichten Schrittes weitergehen.
Oft finden Sie auch Antworten und Impulse bei Selbsthilfegruppen (u.a. auch für gemeinsamen Wasser-, Kraft- und Ausdauersport). Die Lymphödem-Vereinigung Schweiz bietet auf ihrer Webseite
www.lv-schweiz.ch, unter Literatur, Informationen zum Thema Lipödem
an.
Sport reduziert Adipokine, reduziert dadurch Entzündungen.
Bewegung hilft das Idealgewicht halten.
Geeignete Sportarten: Schwimmen, Wandern, Nordic Walking, Velofahren, Trampolin schwingen.
Kompressionsware haben einen anti-inflammatorischen Effekt (sind entzündungshemmend) und fördern den Lymph- und Venenfluss. Kompressionsartikel sind meistens notwendig bei Druckempfindlichkeit
und bei Schmerzen.
Die Kompressionsstrümpfe halten zudem das lockere Gewebe zusammen.
Das Kompressionsangebot ist gross, von leichten Lymphleggings bis zur Nachtversorgung. Die flachgestrickte Kompression ist aufgrund des Massageeffektes zu bevorzugen. Den Relax-Nacht-Strumpf beim
Fernsehen oder bei anderen entspannten Momenten tragen. Pflegehinweise.
Wählen Sie beim Orthopädiegeschäft Kompressionsware aus, welche Ihnen im Alltag bequem sind und die Sie auch gerne tragen.
Flugreisen: tragen Sie immer den Kompressionsstrumpf.
Kleidung - bequem
Das Lymphsystem liegt direkt unter der Haut. Abdrücke auf der Haut unterbrechen den Lymphfluss.
Tragen Sie Kleidung, die nicht einengt. Socken ohne Bund (z.B. Marke Bleuforêt von Globus)
Unterwäsche, die an Bauch und Bein keine Abdrücke hinterlassen (z.B. Calida-Slip Silhouette oder Boxer-Shorts). Schnallen Sie den Gürtel nicht eng – keine Abdrücke auf dem Bauch.
Textilien in Naturmaterialien
Crèmen Sie Ihre Haut täglich mit einem ph 5.5-neutralen Pflegemittel ein. Wir empfehlen „Omida 1+11“.
Eine Operation zur Fettabsaugung (Liposuktion) kann unter bestimmten Voraussetzungen erwogen werden. Bei Adipositas steht die Liposuktion nicht im Vordergrund.
Helfen die Massnahmen nicht genügend, suchen Sie mit Ihrem Arzt nach Lösungen.
Erfahrungen zeigen, dass Schmerzen mit Cannabis und Huflattich gelindert werden, wie auch mit Achtsamkeit und Hypnose.
Praxis Sonnenwirbel
Ursula Rügländer-Büeler
Schädrütistrasse 1
CH-6006 Luzern
+41 (0)79 384 62 10
praxis (at) sonnenwirbel.ch